Das Verhalten der Auerochsen in der freien Natur

Die Auerochsen sind seit beinahe 400 Jahren ausgestorben. Das erklärt, warum Wissenschaftler auf Berichte aus der frühen Neuzeit angewiesen sind, um das Verhalten der Auerochsen rekonstruieren zu können. Demnach war der Auerochse ein wildes, aber auch schnelles und gewandtes Tier.

Kolorierter Originalstich von 1826 aus dem Buch „Der Auerochs“, der von Hamilton Smith nach einem im 19. Jahrhundert von ihm entdeckten naturalistischen Gemälde angefertigt wurde. “ (Foto © Walter Frisch)

Abhandlungen über das Verhalten der Auerochsen basieren auf zeitgenössischen Berichten vor dem 17. Jahrhundert. So berufen sich Autoren wie M. Auerbach (Auerochs und Wisent in Deutschland, 1908) zum Beispiel auf Berichte von Herberstain aus dem Jahr 1557. Dieser beobachtete die Ur-Rinder in Masovien (Polen) und hielt die typischen Merkmale des „Thur“ fest.

Ernährung und Lebensumwelt der Auerochsen

Den Beschreibungen aus früheren Zeiten folgend lebten die Auerochsen im dichten Wald und in lichten Waldbereichen. Dieser bot Schutz vor Witterung und Kälte–insbesondere aber Schutz vor dem Menschen.

Im Herbst ernährten sie sich von Eicheln, im Winter von Ästen, trockenem Laub und im Frühling und Sommer von Knospen und Gras. Im Sommer konnten die Ur-Rinder auf den Äckern viel Schaden und Zerstörung anrichten.

Während die Auerochsen im Winter eher in der Herde anzutreffen waren, sah man sie im Sommer einzeln umherstreifen. Durch ihre Größe und körperliche Übermacht hatten die Ure keine natürlichen Feinde in Europa. Nur wenn ein Kalb nach der Geburt unbewacht war, konnte es durch Wölfe angegriffen werden.

Lebenserwartung und Nachwuchs der Auerochsen

Die durchschnittliche Lebenserwartung des Auerochsen betrug 15 Jahre. Die Brunftzeit war im September, das Kalben beobachtete Herberstain im Mai. Nach dem Werfen zog sich die Kuh mit ihrem Kalb in das Dickicht zurück und blieb dort etwa 20 Tage, bis das Kalb kräftig genug war, um auf die Weide geführt zu werden.

Das Verhalten der Auerochsen in der freien Natur

Auch Ulrich Lehmann beruft sich in seinem Buch aus dem Jahr 1949 (Der Ur im Diluvium Deutschlands und seine Verbreitung) auf Autoren, die den Auerochsen noch lebend gesehen haben. In diesen Berichten wird vor allem auf die Wildheit verwiesen, ebenso auf die Schnelligkeit und Gewandtheit, durch die sich die Auerochsen von den Hausrindern unterschieden.

Schon Caesar und Plinius berichteten von der physischen und psychischen Energie dieser Tiere, denen sie in den germanischen Wäldern begegnet waren. Caesar hob vor allem die Kraft und Schnelligkeit der Auerochsen hervor. Eigenschaften, die sich an den Proportion der Gliedmaßen nachvollziehen lassen.

Die Domestizierung der Auerochsen

Trotzdem waren das Verhalten und der Charakter der Auerochsen im Gegensatz zu denen des Wisents für eine Domestizierung geeignet. Wissenschaftler stellten fest, dass die Wildrinder zuerst im Nahen Osten domestiziert wurden. Frühe Zeugnisse für diese Annahme fand man in Syrien und Südost-Anatolien.

Auf dieser Website finden Sie viel Wissenswertes über „Auerochsen“

Buch

Buch-Cover
Warenkorb
Scroll to Top