Beweidung landwirtschaftlicher Flächen mit Heckrindern (Auerochsenabbildzüchtung)

Bisher ging man davon aus, dass die Landschaft Europas vor der menschlichen Besiedlung aus geschlossenen Waldflächen bestand. Heutzutage jedoch nehmen Wissenschaftler an, dass es viele offene und halboffene Gebiete gab.

Ein Grund dafür waren große Huftiere – Wildpferde, Elche, Wisente und Auerochsen, die diese Flächen beweideten und somit vor einer durchgehenden Bewaldung schützten. Diese „Funktion“großer Huftiere erfuhr im 20. Jahrhundert in Deutschland und Europa eine Renaissance!

Beweidung
Großherbivoren hatten einen wesentlichen Einfluss auf die Landschaft, aus dem Fachbuch und Bildband „Der Auerochs“(©ABU im Kreis Soest 2001)

Die zunehmende Besiedlung Europas durch den Menschen hat Landschaften und die Lebensräume bestimmter Tiere stark verändert. Die Durchsetzung mit Monokulturen und die industrialisierte Landwirtschaft verhinderten eine natürliche Dynamik der Landschaft.

Die Freilandhaltung von „Heckrindern“ in Deutschland

So wurden die Lebensräume vieler Wildtiere kleiner, bis sie ganz verschwunden waren. Wilde Landsäugetiere sind aus Mitteleuropa längst verdrängt, der Auerochse ist vor 400 Jahren ausgestorben. Doch seit dem letzten Jahrhundert bevölkern die Nachfahren des Auerochsen – oder besser seine Abbildzüchtungen – wieder Europa.

In den 80er Jahren begann Walter Frisch im oberbayerischen Pfaffenwinkel als Erster mit der ganzjährigen Freilandhaltung von „Heckrindern“ auf größeren landwirtschaftlichen Flächen. Diese artgerechte Haltungsform hat sich mittlerweile europaweit durchgesetzt.

Gute Gründe für eine Beweidung durch „Heckrinder“ in Europa

Es gibt gute Gründe, die für eine Freilandhaltung der urigen „Heckrinder“ sprechen. So hat die Tendenz, landwirtschaftliche Erträge optimieren zu wollen, einen starken Einfluss auf die damit verbundenen Landschaften. Die Bewirtschaftung gut zugänglicher Flächen intensiviert sich, während andererseits Brachland-Flächen in schwer zu bewirtschaftenden Regionen zunehmen.

In Ostdeutschland wurden zudem durch die Auflösung der LPGs große Flächen frei und deutschlandweit verlangen ehemalige Truppenübungsplätze nach einem neuen Landschaftskonzept. Darüber hinaus entstanden neue Räume im Nordosten Deutschlands durch die Abwanderung der Einwohner in Richtung Süddeutschland. All dies ließ Platz für neue Landschaftsschutzgebiete und Lebensräume für in Deutschland ausgestorbene Tiere entstehen.

liDie Pflege von Landschaftsschutzgebieten durch „Heckrinder“

Da die finanziellen Mittel für den Naturschutz und die Biotop-Pflege begrenzt sind, ist die Beweidung durch große Huftiere eine kosteneffiziente Lösung. Dort, wo früher Wildtiere weideten, können heute halboffene Weidelandschaften mit den Nachfahren der Auerochsen oder mit Wildpferden und Wisenten beweidet werden.

Großflächige Weide-Versuche im In- und Ausland haben ergeben, dass abwechslungsreiche Landschaften gut durch Huftier-Beweidung gepflegt werden können. Wildpferde und „Heckrinder“ werden in Mitteleuropa sogar bei bester Gesundheit ganzjährig im Freien gehalten, wenn Waldbereiche ausreichend Witterungsschutz bieten.

Im Gegensatz zur Hütehaltung von Weidetieren ist diese Form der Beweidung großflächig und ganzjährig möglich. Durch die halbwilde Form braucht sie wenig Betreuung durch den Menschen.

Durch den Einsatz von „Heckrindern“ können verloren gegangene Landschaftsteile wieder zurückentwickelt werden. Die Naturerben des Kontinents schützen die Naturschutzgebiete vor Verbuschung und Bewaldung. Dies hat positive Auswirkungen auf den Erhalt einer artenreichen Flora und Fauna auf den Weideflächen.

Mit geringem Kostenaufwand kann so ein nachhaltiger, befriedeter Zustand der Landschaft erreicht werden.

Aktualisiert: Juli 2023

 

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