VORWORT zum Buch „Der Auerochs“

Der Auerochs ist das größte durch den Menschen in historischer Zeit verdrängte und ausgerottete Landsäugetier. Kaum ein ausgestorbenes Tier hat ein derart reges Bewusstsein und Interesse in breiten Bevölkerungsschichten hinterlassen wie der Auerochs oder Ur, wie er auch genannt wird. Als Sinnbild „uriger“ Kraft und Wildheit ist der Auerochs nicht zuletzt durch das Nibelungen-Lied volkstümlich geworden:

Darnach schlug er schiere einen Wisent und einen Elch,                                                                  starker Ure viere und einen grimmen Schelch

Da für den interessierten Laien kaum eine einschlägige, zusammenfassende Literatur vom Auerochsen, seinen Ahnen und Nachkommen zu finden ist, sind meist nur vage Vorstellungen über den Ur, seine Dynamik, sein Aussehen und seine Kraft vorhanden. Es gibt jedoch umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen und Beiträge, die sich seit dem Mittelalter mit dem Ur, seinem Aussehen, seiner Lebensweise und seinem Vorkommen auseinandersetzen.

Das vorliegende Buch will somit dem interessierten Laien einen Überblick über die Naturgeschichte des Auerochsen, seine Nachkommen und das Ereignis der „Auerochsen-Rückzüchtung“ vermitteln und erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Anerkennung. Es soll jedoch auch Verständnis und Verantwortungsbewusstsein für die durch Verdrängungszucht und Genmanipulation gefährdeten und durch tierfeindliche Haltungsformen gequälte Tierwelt, wie auch die gesamte Not leidende Natur, wecken.

Viele Menschen kennen das Rind nur in der Form des Milchviehs mit ihren übergroßen Eutern oder die in dicht besetzten Boxen gehaltenen Mastbullen. Seit die Menschen dazu übergegangen sind, die Kühe ganzjährig im Stall zu halten, hat so manches Kind selbst noch nie eine lebende Kuh gesehen.

So wünschen wir, dass möglichst viele Menschen – mit angeregt durch dieses Buch – die Freiheit und Fröhlichkeit der Kälber erleben, die mit ihren Müttern, ihrem natürlichen Verhalten entsprechend, in Herden durch großflächige Wiesen und Wälder ziehen.

Tier-und Pflanzenwelt, ja die gesamte Natur mit ihren ökologischen Kreisläufen bilden die Lebensgrundlage des Menschen. Nur wenn der Mensch aus seinen Fehlern lernt und durch Hege und Pflege die Natur weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhält und sie Schritt für Schritt in ihre selbstregulierende Kraft zurückfinden lässt, wird er seiner Aufgabe gerecht, die ihm aus höherer Warte zuteil wurde:

SICH DIE ERDE UNTERTAN ZU MACHEN

Darunter ist insbesondere auch eine in Jahrhunderten, ja Jahrtausenden gewachsene und durch den Menschen unterhaltene Kulturlandschaft gemeint, die wild lebenden Tieren einen ausreichenden und artenbedingten Lebensraum erhält, der heute nur noch in wenigen Gebieten der Erde in gesunder und ausgewogener Form anzutreffen ist.

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