Der Auerochs
Der erste und bislang einzige, umfassende Bildband über den historischen Auerochsen von Walter Frisch.
Written by: Walter Frisch
Published by: Ilka Frisch
ISBN: 978-3-00-026764-2
Available in: Hardcover
Walter Frisch
Diese Website informiert über den Autor, das Buch und den Auerochsen.
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Rezensionen zum Ur-Rind Fachbuch “Der Auerochs”

BUCHTIP in der Zeitschrift für Umwelt und Entwicklung Kritische Ökologie, Herausgeber: Institut für angewandte Kulturforschung (ifak) e.V., Nr. 76/77, Ausgabe 26 (1/2) Spezial 2011:

Walter FRISCH: Das Europäische Rind – Der Auerochs – Vom größten, durch den Menschen verdrängten und ausgerotteten Landsäugetier, seinen Ahnen und seinen Nachkommen (Ilka FRISCH, Hrsg.); EIGENVERLAG/ Starnberg 2010:

SBN 978-3-00-026764-2, 235 Seiten: Bildband im Großformat mit 369 größtenteils farbigen Fotos – EUR 69,–

Kernaussage: "Der Autor ist zweifelsohne heute einer der bedeutendsten und erfahrensten »Auerochsen«-Züchter und somit geradezu prädestiniert, der Öffentlichkeit diesen herrlichen Einblick in die Welt der »Auerochsen« zu ermöglichen".

Vollständige Buchbesprechung:

Dieser herrliche Bildband ist bereits im Herbst 2010 erschienen. Im kurzen Vorwort erklärt der Autor, dass er »… dem interessierten Laien einen Überblick über die Naturgeschichte des Auerochsen, seine Nachkommen und das Ereignis der ›Auerochsen – Rückzüchtung‹ vermitteln (will) ….«. Dabei soll das Buch »… Verständnis und Verantwortungsbewusstsein für die durch Verdrängungszucht und Genmanipulation gefährdeten und durch tierfeindliche Haltungsformen gequälte Tierwelt, wie auch die gesamte Not leidende Natur, wecken.« Diese »tierfeindlichen Haltungsformen« haben z.B. die Folge, dass »so manches Kind selbst noch nie eine lebende Kuh gesehen (hat)« (p. 5) und manch ein Großstadtkind, inspiriert von der Fernseh-Werbung, der Überzeugung ist, dass Kühe lila seien.

Auf das Vorwort folgt die Einleitung über die letzten Tage des Auerochsen. Auf zwei Seiten ist hier das wenige Wissen über die letzten ihrer Art zusammengefasst. Danach haben die »Ture« oder »Thure« bis 1627 im Wald von Jaktorówka Polens gelebt, wo intakte Wälder Mitteleuropas am längsten Bestand hatten.

Im ersten Teil: Der Ur oder Auerochse – Naturgeschichte wird zunächst auf die Namensgebung eingegangen; denn um solch imposantes, durch den Menschen endgültig ausgelöschtes Tier ranken sich Mythen und Namensverwirrungen. Leider wird selbst der wissenschaftliche Name »…Bos primigenius … heute von den Wissenschaftlern ›eben nicht‹ einheitlich verwendet …« (p.10: ausführlich s. hierzu im TITELTHEMA in diesem Heft). Aber auch einzelne landestypische Bezeichnungen wie der polnische Tur sind verwirrend. So wird heute nämlich noch der Ostkaukasische Steinbock auch als Dagesthanischer Tur (Capra caucasica cylindricornis, BLYTH 1841) bezeichnet, wohl weil seine Hornform bei hinreichender Fantasie der mancher Auerochsen ähnelt.

Bei der Abstammung und Verwandte verblüfft die Darstellung durch ihre Einfachheit, und zoologische Unschärfen durchziehen auch noch den Teil über die vorgeschichtliche und geschichtliche Verbreitung, was wohl an der Verwendung einer Quelle von 1908 liegen dürfte. Auch hier verweise ich auf das TITELTHEMA dieses Heftes. Im Folgenden werden die natur- und kulturhistorischen Dokumente ausführlich beschrieben und zumeist fotografisch dokumentiert: Gravuren und Felszeichnungen, Versteinerungen bis zu vollständigen Skeletten, wie z.B. der »Jenaische Urstier«, an dem BOJANUS 1827 den Auerochsen beschrieb, sowie Kulturgegenstände wie Trinkhörner.

Bei der Dokumentation nimmt uns der Autor mit auf eine Forschungsreise,die äußere Gestalt des ausgerotteten Wildrinds und dessen Lebensweise zurekonstruieren. Und dies ist die Voraussetzung für das, was Gegenstand desZweites Teiles dieses Werkes ist: Die Rück- oder Neuzüchtung des Auerochsen.

In diesem Teil lässt der Autor vor allem die Akteure »… eine[r] der bemerkenswertesten tiergärtnerischen Aktivitäten der letzten Jahrzehnte …« – wie Heinrich Dathe anlässlich der Gründung des Internationalen Zuchtbuches für »Auerochsen« am 1. Januar 1980 in Berlin bemerkte (p.77), zu Wort kommen: die Väter des rückzüchteten »Auerochsen«, die Brüder Heinz und Lutz Heck, die in den zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts, mit einer Selektionszucht begannen, mit dem Ziel, derMenschheit wieder ein Tier vor Augen zu führen, das 1627 von unseren Vorfahren endgültig ausgerottet wurde.

Der Autor brachte etwa zeitgleich mit der Gründungskonferenz des Internationalen Zuchtbuches wahrscheinlich als erster Züchter in Europa zusammen mit seiner Familie »Auerochsen«, die damals noch »Heckrinder« hießen, zur weiteren Selektionszucht und Landschaftspflege auf die Weide (p. 77). So gelang es über den leibhaftigen Eindruck der äußeren Gestalt (Exterieur) des ausgerotteten Wildrindes hinaus, auch tiefere Einblicke in dessen ökologische Nische wieder zu erlangen. Und wer konnte bei den Anfänger dieser Selektionszucht schon ahnen, dass hier ein Rind mit großen Toleranzen gegenüber Maul- und Klauenseuche (MKS) sowie Katarrhalfieber entstehen würde und so völlig neue Perspektiven für eine Resistenzzucht anderer Nutzrinderrassen eröffnet?

Weiter führt uns der Autor durch die Neuzüchtungsgeschichte des »Auerochsen «, die zweifelsfrei mit der Gründung des Vereins zur Förderung der »Auerochsenzucht« (VFA) e.V. 1997 ihren vorläufigen Höhepunkt für die Stabilisierung einer neuen Rinderrasse erreichte, die dem ausgerotteten Wildrind nicht nur in Exterieur, sondern auch öko-ethologisch immer mehr angenähert wird. In den anschließenden Bildergalerien dokumentiert der Autor Tierpersönlichkeiten in ihrer Entwicklung vom rotbraunen Kalb bis zum großen schwarzen Stier unter »semifree« Bedingungen und auch Kreuzungstiere. Dass auch Künstlerinnen unserer Zeit sich des »Auerochsen« angenommen haben – darunter Tochter Claudia (s. Abb. 243 u. 244) verdeutlicht die dritte Bildergalerie, der sich dann auch noch eindrucksvolle Winterbilder anschließen, die völlig zu Recht als »Fotokunst« tituliert sind (Abb. 246–256).

Im abschließenden Kapitel werden die praktischen Erfahrungen über Lebensweise und Verhalten weitestgehend frei lebender Rinder und verschiedene etablierte Herden – nicht nur die des Autors – vorgestellt. Wir erleben die enge Naturverbundenheit des Autors, der – für einen Tierzüchter ungewöhnlich – eine Gelassenheit an den Tag legt: »Eine Portion Vertrauen in die Natur und die nicht sichtbaren Zusammenhänge ist hier angebracht« (p. 176), die auch selbst vor dem Hintergrund des Verlustes von 10 Kälbern in 25 Jahren durch Füchse noch Bestand behält. Hier hören wir nicht den Schrei nach Eliminierung, sondern den Wunsch nach Rückkehr von Luchs und Wolf (p. 177), die Füchse und andere kleinere carnivore Konkurrenz in ihre Schranken weisen, was übrigens Uhus auch dort bewerkstelligen, wo der Mensch sie in Ruhe lässt.

Der Verein zur Förderung der »Auerochsenzucht« (VFA) ist vernetzt mit der Large Herbivore Foundation (LHF), die wiederum seit Mitte vorherigen Jahres dem European Centre for Nature Conservation (ECNC) beigetreten ist. Mit dem Projekt »Natur ohne Grenzen« arbeiten diese Organisationen daran, den Erhalt und die Wiedereinbürgerung großer Pflanzenfresser in Eurasien voranzutreiben und Wege nachhaltiger Entwicklung zu beschreiten. Darin finden auch »Auerochsen« zunehmend ihren Platz. Ob sich die optimistische Einschätzung des Autors allerdings bewahrheiten wird, ist natürlich zu wünschen, aber leider keinesfalls selbstverständlich. So konnte auch LHF – bereits 1961 zunächst in der Schweiz gegründet – keinesfalls verhindern, dass z.B. C. pyrenaica pyrenaica, die Nominatform des Iberischen Steinbocks, 2000 endgültig von unserer Erde verschwinden musste.

Der Autor ist zweifelsohne heute einer der bedeutendsten und erfahrensten »Auerochsen«-Züchter und somit geradezu prädestiniert, der Öffentlichkeit diesen herrlichen Einblick in die Welt der »Auerochsen « zu ermöglichen. Aus meiner Sicht ist ihm das hervorragend gelungen! Jetzt liegt es an der Öffentlichkeit, diesen Einblick auch anzunehmen: Dann könnte seine optimistische Sicht tatsächlich Wirklichkeit werden.

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