Der Auerochse – der Stammvater unserer Hausrinder – war einst weit über Europa, Asien und Nordafrika verbreitet. Trotzdem starb er aus vielerlei Gründen im 17. Jahrhundert aus. Dieser Fachbeitrag will Ihnen die Verbreitung des ausgestorbenen Auerochsen zu seinen Lebzeiten etwas näherbringen.
Die unterschiedliche Entwicklung des Auerochsen
Durch geografische Besonderheiten hat sich der Auerochs ein den verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich entwickelt. Im Wesentlichen unterscheidet man drei Unterarten: den europäischen, den indischen und den afrikanischen Auerochsen. Alle drei Wildformen sind heute ausgestorben.
Die ältesten Funde des europäischen Auerochsen (Bos primigenius primigenius) stammen aus Baden-Württemberg aus der Zeit vor 250.000 Jahren. Andere Funde belegen, dass sich die Auerochsen über ganz Europa bis nach Schweden und England verbreitet hatten.
Während der letzten Eiszeit (bis ca. 10.000 v. C.) zogen sich die Ur-Rinder in die wärmeren Regionen Europas zurück, dorthin wo heute Italien und Spanien liegen. Während dieser Kälteperiode starb eine große Anzahl europäischer Großtiere aus. Damit gehörten die Auerochsen neben den Wildpferden und dem Wisent zu den wichtigsten Großhuftieren.
Bezüglich der Lebensgewohnheiten besteht in der Wissenschaft Uneinigkeit. Manche Autoren glauben, dass das Ur-Rind in Wäldern lebte, andere sehen in ihm einen Bewohner von Grasland und Steppe. Die natürlichen Feinde waren Wölfe, die Jungtiere rissen. Im frühen Europa, Asien und Nordafrika gehörten auch Großkatzen und Hyänen zu den Feinden der Auerochsen. Doch nur der Mensch schaffte es,den Auerochsen vollständig auszurotten.
Domestizierung der Auerochsen
Vor ca. 8.000 Jahren begann die Domestizierung des Auerochsen, unterschiedliche Landrassen entwickelten sich. Durch die zunehmende Besiedlung durch den Menschen verringerte sich der Lebensraum der Wildtiere. Die verbliebenen Auerochsen zogen sich in Sümpfe und Auwälder zurück.
Während Fossilfunde die letzten indischen Auerochsen auf vor 5.000 bis 4.000 Jahren datieren, hielten sich die eurasischen und nordafrikanischen Ur-Rinder bis in unsere Zeitrechnung. In Asien und Nordafrika verschwanden die Auerochsen in der Antike. In Europa wurden mit zunehmender Population des Menschen die Urrinder ebenfalls immer seltener.
Das Ende der Auerochsen
Die letzten Rückzugsmöglichkeiten für den Auerochsen boten die weniger besiedelten Gegenden in Ostpreußen und Polen. Nachdem der Auerochse in Mitteleuropa ausgestorben war, fand er in der „Großen Wildnis“ in Nordosteuropa eine letzte Heimat.
Ende des 16. Jahrhunderts wurde die letzte Auerochsen-Kuh in Jaktorów/Polen unter den Schutz des Landesherrn gestellt, wo sie 1627 verstarb. Dort erinnert heute nur noch ein Gedenkstein an dieses einstmals größte Landsäugetier Europas.