Wie ich zur Abbildzüchtung von Auerochsen und Ganzjahresbeweidung mit Heckrindern kam, habe ich bereits in einem früheren Blog-Artikel erzählt. Als ich mit meiner Familie im Jahr 1980 diese Art der extensiven Beweidung begann, gab es noch keine Erfahrung mit der ganzjährigen Freilandhaltung von Rindern in Deutschland und Europa. Rinder wurden allenfalls in Tier- und Wildparks auf begrenzten Flächen gehalten, wo Sie nachts in Ställen untergebracht wurden oder zumindest einen künstlichen Unterstand hatten. Wir wollten die Abbildzüchtung des Auerochsen aber ganzjährig auf größeren landwirtschaftlichen Standweide-Flächen ohne Stall oder künstlichem Unterstand in der freien Natur halten wo ausschließlich ein natürlicher Witterungsschutz wie Waldränder oder einzelne Baumgruppen zur Verfügung standen. Die nachbarlichen Landwirtschaftsbetriebe waren sehr skeptisch, dass unsere anfänglich kleine Herde den ersten Winter gesund überstehen würde.
Als jedoch die ersten gesunden Kälber im Frühjahr 1981 – ohne menschliche Hilfe – auf die Welt kamen, wurde die Pionierleistung uneingeschränkt anerkannt und in der Presse entsprechend gewürdigt. Schnell hatte auch das Fernsehen diese neue Art der extensiven Beweidung zur Landschaftspflege und Offenhaltung der Kulturlandschaft entdeckt, wodurch diese Haltungsform bald weitere Freunde fand. Es bildete sich im Landkreis Weilheim i.OB schnell ein Stammtisch von Gleichgesinnten die monatlich Ihre Erfahrungen austauschten.
Ohne die begeisterte Mitwirkung meiner Frau Ilka wäre die nebenberufliche Landwirtschaft nicht zu meistern gewesen. Während meiner geschäftlichen Aktivitäten war sie es, die – neben den familiären Aufgaben und mit Hilfe der Kinder Tiere und Hof betreute und schließlich die Voraussetzungen für die Herausgabe des Buches „Das Europäische Rind, Der Auerochs, vom größten durch den Menschen verdrängten und ausgerotteten Landsäugetier, seinen Ahnen und Nachkommen“ geschaffen hat.
Walter Frisch
aktualisiert: Februar 2023